Wenn wir an Entzündungen denken, kommen uns oft geschwollene Gelenke oder Rötungen in den Sinn. Doch nicht alle Entzündungen äußern sich so offensichtlich. In unserem Körper können sich auch sogenannte stille Entzündungen (oder "low-grade" Entzündungen) entwickeln, die weitgehend unbemerkt bleiben. Sie sind nicht akut und schmerzhaft wie eine Schnittwunde oder eine Gelenkentzündung, aber sie können auf lange Sicht genauso gefährlich sein.
Was sind stille Entzündungen?
Stille Entzündungen sind chronische, niedriggradige Entzündungsprozesse, die sich über Jahre hinweg unbemerkt entwickeln können. Sie entstehen oft durch eine Überbelastung des Immunsystems, das kontinuierlich auf schädliche Reize wie Stress, schlechte Ernährung, Umweltgifte oder Infektionen reagiert. Während akute Entzündungen eine natürliche und notwendige Abwehrreaktion des Körpers darstellen, können sich stille Entzündungen über lange Zeiträume hinweg negativ auf unsere Gesundheit auswirken.
Ursachen für stille Entzündungen
Mehrere Faktoren können stille Entzündungen auslösen oder fördern. Hier einige der wichtigsten:
Ungesunde Ernährung: Ein hoher Konsum von Zucker, Transfetten, verarbeiteten Lebensmitteln und industriellen Pflanzenölen kann Entzündungen begünstigen. Insbesondere eine hohe Zufuhr von Omega-6-Fettsäuren im Verhältnis zu Omega-3-Fettsäuren steht im Verdacht, entzündungsfördernd zu wirken.
Chronischer Stress: Dauerhafter psychischer Stress erhöht die Ausschüttung von Stresshormonen wie Cortisol, was langfristig das Immunsystem schwächt und stille Entzündungen fördert.
Bewegungsmangel: Ein inaktiver Lebensstil kann Entzündungsmarker im Körper erhöhen, während regelmäßige Bewegung nachweislich entzündungshemmend wirkt.
Übergewicht: Vor allem das Fettgewebe im Bauchbereich produziert entzündungsfördernde Zytokine, die stille Entzündungen verstärken können.
Schlafmangel: Zu wenig und schlechter Schlaf bringt die Immunfunktion aus dem Gleichgewicht und kann entzündliche Prozesse ankurbeln.
Auswirkungen auf die Gesundheit
Obwohl stille Entzündungen zunächst symptomlos verlaufen können, sind sie mit einer Vielzahl von chronischen Erkrankungen assoziiert. Studien zeigen, dass stille Entzündungen an der Entstehung vieler Volkskrankheiten beteiligt sind, darunter:
Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Entzündungen spielen eine zentrale Rolle bei der Entstehung von Arteriosklerose, also der Verkalkung und Verengung der Blutgefäße. Dies erhöht das Risiko für Herzinfarkte und Schlaganfälle erheblich.
Diabetes Typ 2: Chronische Entzündungen können die Insulinempfindlichkeit der Zellen verringern, was die Entstehung von Diabetes fördert.
Rheumatische Erkrankungen: Viele Autoimmunerkrankungen wie Rheuma oder Multiple Sklerose sind auf entzündliche Prozesse im Körper zurückzuführen.
Krebs: Entzündungen gelten als Risikofaktor für die Entstehung bestimmter Krebsarten, da sie das Zellwachstum beeinflussen und das Immunsystem schwächen.
Depressionen: Neuere Forschungen legen nahe, dass auch psychische Erkrankungen wie Depressionen mit stillen Entzündungen in Verbindung stehen könnten. Es wird vermutet, dass entzündliche Botenstoffe auf das Gehirn einwirken und Stimmungsschwankungen auslösen.
Wie hängt der Säure-Basen-Haushalt mit Entzündungen zusammen?
Übersäuerung und Entzündungen: Eine chronische Übersäuerung kann das Immunsystem aktivieren, weil der Körper versucht, die überschüssigen Säuren auszugleichen. Dies kann stillen Entzündungen Vorschub leisten, indem saure Stoffwechselprodukte die Zellen reizen und die Entzündungsreaktion verstärken.
Einfluss der Ernährung: Eine säurelastige Ernährung, die reich an tierischen Proteinen, Zucker, Alkohol und verarbeiteten Lebensmitteln ist, kann den Säure-Basen-Haushalt aus dem Gleichgewicht bringen. Gleichzeitig fehlt oft eine ausreichende Zufuhr basischer Lebensmittel wie Obst, Gemüse und Hülsenfrüchte, die entzündungshemmend wirken. Dadurch entsteht ein "pro-entzündliches" Milieu im Körper.
Kalzium- und Magnesiumverlust: Wenn der Körper zu viele Säuren neutralisieren muss, werden dafür basische Mineralien wie Kalzium und Magnesium benötigt. Diese werden aus den Knochen und Geweben entzogen. Der Verlust dieser Mineralstoffe kann nicht nur die Knochengesundheit beeinträchtigen (z.B. Osteoporose fördern), sondern auch die Regenerationsfähigkeit des Körpers verschlechtern, was wiederum stille Entzündungen fördern kann.
Beeinträchtigte Zellfunktionen: In einem sauren Milieu funktionieren die Zellen nicht optimal. Der Zellstoffwechsel wird gestört, und die Entzündungsbotenstoffe (Zytokine) können vermehrt produziert werden. Dies verstärkt die Entzündungsreaktion im gesamten Körper.
Wie lassen sich stille Entzündungen reduzieren?
Glücklicherweise gibt es eine Vielzahl an Maßnahmen, um stille Entzündungen zu verhindern oder zu reduzieren:
Antientzündliche Ernährung: Eine Ernährung reich an Omega-3-Fettsäuren (z.B. aus Fisch, Leinsamen, Chia) und antioxidativen Lebensmitteln (z.B. Beeren, grünes Gemüse) hilft dem Körper, entzündliche Prozesse zu bekämpfen. Auch Gewürze wie Kurkuma, Ingwer und Knoblauch besitzen starke entzündungshemmende Eigenschaften.
Bewegung: Regelmäßige körperliche Aktivität, sei es in Form von Ausdauersport oder Krafttraining, reduziert nachweislich Entzündungsmarker im Blut.
Stressmanagement: Achtsamkeitstechniken wie Meditation, Yoga oder einfaches tiefes Atmen können helfen, das Stressniveau zu senken und Entzündungen vorzubeugen.
Schlaf: Ausreichender und qualitativ hochwertiger Schlaf ist essenziell für die Regeneration des Körpers und die Regulation von Entzündungen.
Gewichtsmanagement: Ein gesundes Gewicht, insbesondere die Reduktion von Bauchfett, kann dazu beitragen, stille Entzündungen zu senken.
Fazit
Stille Entzündungen sind eine stille Bedrohung, die oft erst erkannt wird, wenn sie bereits großen Schaden angerichtet hat. Umso wichtiger ist es, sich bewusst mit Faktoren auseinanderzusetzen, die diese entzündlichen Prozesse fördern, und durch gesunde Lebensgewohnheiten aktiv dagegenzusteuern. Eine antientzündliche Lebensweise ist nicht nur der Schlüssel zu einem längeren, sondern auch zu einem gesünderen Leben.
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